Vorwort

An deutschen Universitäten werden zunehmend multimediale Daten sowohl für die Forschung als auch zur Unterstützung der Lehre in elektronischer Form erstellt. Beispiele hierfür sind Digitalisate von historischen Unikaten wie altertümlichen Handschriften, Partituren, Papyri oder Münzen aber auch Lehrvideos, Animationen und Simulationen. Diese Bestände müssen in einer geeigneten Umgebung systematisch erschlossen und auch langfristig zugänglich gemacht werden, eine Aufgabe, die von einer digitalen Bibliothek geleistet werden kann. Dabei werden die multimedialen Daten mit Metadaten versehen, um ein späteres Auffinden oder Zusammenstellen bestimmter Dokumente zu erleichtern.

In diesem Kontext entstand auch Ende 1997 an der Universität Essen das Projekt MILESS (Multimedialer Lehr- und Lernserver Essen, heute: DuEPublico). Dieses Open Source Projekt wurde zu einer solchen Reife geführt, dass andere Universitäten, die vor ähnlichen Aufgaben standen dieses Produkt nachgenutzt haben. Aus dem Kreis der Nachnutzer hat sich die ‚MILESS Community‘ entwickelt, die aktiv Erfahrungen austauscht und zusammenarbeitet. Mit der Nachnutzung haben sich auch viele Flexibilisierungswünsche und zusätzliche Anforderungen ergeben, insbesondere im Bereich von digitalen Sammlungen und Archivlösungen. MILESS war ursprünglich nur auf die lokalen Bedürfnisse in Essen zugeschnitten, so dass eine Erweiterung und Flexibilisierung des Metadatenmodells und die Anpassbarkeit des User Interfaces erforderlich wurden.

Aus diesen Anforderungen heraus entstand Anfang 2001 das MyCoRe-Projekt. Ziel von MyCoRe ist es, aufbauend auf den MILESS-Erfahrungen gemeinsam ein neues System als Softwarebasis lokaler digitaler Bibliotheken zu entwickeln. Das Präfix ‚My‘ steht dabei für die Ursprünge in der MILESS Community, das ‚CoRe‘ für Content Repository oder auch für Kern (Core). Die MyCoRe-Initiative ist für alle Interessierten offen und hat sich so organisiert, dass einzelne Mitglieder die Entwicklung bestimmter Funktionsbereiche übernehmen, für die sie die Analyse, das Design und die Implementierung durchführen. Ein Architektur-Board von 4-5 Personen koordiniert dabei die gemeinsame Entwicklung, legt Standards, Richtlinien und Schnittstellen fest, sammelt die Anforderungen aller Mitglieder der Gemeinschaft und stellt die Integrationsfähigkeit der einzelnen Komponenten sicher.

Das vorliegende Dokument gibt eine grundsätzliche Einführung in MyCoRe. Es richtet sich an alle, die sich einen Überblick über die Funktionalität und den Leistungsumfang des MyCoRe-Softwaresystems verschaffen wollen. Leserinnen und Leser werden darüber hinaus über die grundsätzlichen Hard- und Softwarevoraussetzungen sowie über die Nutzungs- und Lizenzbedingungen informiert. Auch werden sie erfahren, welche Funktionalitäten für MyCoRe zukünftig geplant sind und in welchem Zeitrahmen die Entwicklungsschritte zu erwarten sind. Eine Liste von Ansprechpartnern und Mitwirkenden am Projekt schließt diese Dokumentation ab.

Eine ausführliche Dokumentation über die Installation des Softwaresystems sowie über die Installation und Konfiguration einer auf MyCoRe basierenden Beispielanwendung DocPortal mit einem Dublin Core Datenmodell findet sich in dem MyCoRe User Guide. Kern- als auch Anwendungsentwicklerinnen und -entwickler finden sehr detaillierte Informationen zu der verwendeten Softwarearchitektur und zu den einzelnen Komponenten im MyCoRe Programmer Guide. Weiterhin finden Sie im Dokumentationsverzeichnis des MyCoRe-Kernes noch weitere Schriften zu speziellen Themen wie IBM Content Manager. Das DocPortal Quick Installation Guide beschreibt, wie Sie in 15 min. zu einer ersten DocPortal-Installation gelangen.

Der besseren Lesbarkeit halber wird in diesem Text hauptsächlich die männliche Form verwendet (z.B. ‚Benutzer‘ anstelle von ‚Benutzerinnen und Benutzer‘). Weibliche Personen sind aber selbstverständlich in gleicher Weise mit angesprochen.