Wand- und Deckenmalerei in Lübecker Häusern

Kunsthistorisches Institut der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU) und
Bereich Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck

Projektleitung: Prof. Dr. Uwe Albrecht und Dr. Annegret Möhlenkamp
Wiss. Mitarbeiter: Dr. Antje Heling-Grewolls; Britta Reimann M.A.; Dr. Manfred Eickhölter
Techn. Mitarbeiter: Dirk Krämer; Dorit Mitterhuber (beide Rechenzentrum CAU Kiel); Kai Denkewitz (Lübeck); Stefan Ottjes (Kiel); Kathrin Ulrich (Kunsthist. Inst. CAU Kiel)
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Abbildung: Alfstraße 26

URL: http://wandmalerei-luebeck.de
Kontakt: annegret.moehlenkamp@luebeck.de

Die UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Lübeck birgt in ihren Mauern einen einzigartigen Bestand an Wand- und Deckenmalereien aus dem Zeitraum 1300-1800. Den Blicken der Öffentlichkeit entzogen, da zumeist in privat bewohnten Häusern, sind diese Malereien aus verschiedenen Epochen Kulturgut von europäischem Rang. Oft liegen sie in mehreren Schichten übereinander, weil Wände und Decken immer neu bemalt wurden. Nicht alle sind vollständig erhalten oder gut lesbar. Viele von ihnen sind in ihrem Bestand gefährdet.

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Abbildung: Breite Straße 29

In der Datenbank, dem zentralen Recherche-Instrument der Website, sind alle derzeit bekannten etwa 1.600 Wand- und Deckenmalereien aus ca. 400 Lübecker Bürgerhäusern erfasst. Grundlage der Datenerhebung war der 1993 veröffentlichte, von Rolf Gramatzki, Thomas Brockow und Manfred Eickhölter erarbeitete „Katalog Lübecker Wand- und Deckenmalereien des 13. bis 18. Jahrhunderts“ 1 mit 550 damals inventarisierten Malereien.
Anhand der im Bereich Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck vorhandenen Akten, Restaurierungsberichte und Fotos konnte die Dokumentation systematisch vervollkommnet und aktualisiert werden. Viele Malereien wurden vor Ort neu bewertet und fotografiert. Auch minimale Reste fanden Beachtung, sofern sie einen Hinweis auf eine polychrome Ausmalung gaben. Neben der Datenbank umfasst die Website eine Fülle von begleitenden und vertiefenden Informationen zum Thema. So werden etwa interdisziplinäre Ansätze der Kunst- und Kulturgeschichte sowie weitere Bildquellen bereitgestellt.

Der inhaltliche Schwerpunkt des Forschungsprojektes lag auf der Erfassung und Auswertung von Dekorum und Ornamentik. Dieser methodische Ansatz folgt der Einsicht, dass die gemalten Raum- und Wandgliederungen, besonders die architektonischen und ornamentalen Strukturen, die die figürlich besetzten Bildfelder umgeben, keineswegs nur als marginales Beiwerk zu verstehen sind. Sie geben vielmehr Aufschluss über epochenspezifische Vorlieben und stilistische Tendenzen. Häufig sind sie als einzig erhaltenes Fragment eine wertvolle Datierungshilfe in der täglichen denkmalpflegerischen Praxis. Bei Abweichungen in Aufwand, künstlerischer Qualität und Motiven lassen sie aber auch Rückschlüsse auf den Status und die Funktion einzelner Räume zu, definieren mithin also ihren jeweiligen ästhetischen Charakter und verweisen darüber hinaus auf den historischen Kontext, dem sie ihre Entstehung verdanken.
Um die Lübecker Wand- und Deckenmalereien in einen größeren kunstgeschichtlichen Zusammenhang zu stellen, wurden exemplarisch vergleichbare Malereien aus Bürgerhäusern anderer Städte (z.B. Lüneburg, Hamburg, Güstrow, Wismar, Thorn/Polen, Basel, Konstanz) sowie aus regionalen Herrenhäusern und Schlössern miteinbezogen.

Gefördert wurde das Projekt in den Jahren 2005-2008 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und 2008-2010 durch die Possehl-Stiftung, Lübeck.

1 Manfred Eickhölter/Rolf Hammel-Kiesow (Hrsg.), Ausstattungen Lübecker Wohnhäuser. Häuser und Höfe in Lübeck, Band 4. Neumünster 1993.