2021.06

Konfigurierbare Klasseninstanzen

Oft ist es nötig Implementierungen auszutauschen, diese Implementierungen benötigen oft zusätzliche Properties. Um die Austauschbarkeit und das Zuweisen von weiteren Properties zu vereinfachen, ist es möglich Instanzen einer Klasse mit der Angabe eines Properties von MyCoRe erzeugen zu lassen.

Erzeugen einer Instanz

Für das Erzeugen einer Instanz kann die statische Methode getInstanceOf in der Klasse MCRConfiguration2 mit einem frei wählbaren Konfigurationsnamen aufgerufen werden. Wenn das Vorhandensein einer Instanz unabdingbar ist, bietet sich die Nutzung der Methode createConfigurationException an.

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MyConfigurableClass mandatoryInstance = MCRConfiguration2.getInstanceOf("MCR.Configurable.Class")
    .orElseThrow(() -> MCRConfiguration2.createConfigurationException("MCR.Configurable.Class"));

Damit eine entsprechende Instanz erzeugt werden kann, muss ein entsprechendes Property die zu instanziierende Klasse mit ihrem vollqualifizierten Klassennamen benennen.

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MCR.Configurable.Class=my.configurable.MyConfigurableClass

Diese Klasse darf nicht abstrakt sein und muss

  • einen öffentlichen, parameterlosen Konstruktor oder
  • eine öffentliche, statische, parameterlose Methode mit passendem Rückgabetyp und dem Wort instance im Namen als Factory-Methode

anbieten. Falls beides vorhanden ist, wird der Konstruktor bevorzugt.

Endet der gewählte Konfigurationsname (wie in diesem Beispiel) auf .Class oder .class, so werden für die im Folgenden beschriebenen Funktionen alle weitere Properties relativ zu dem davorstehenden Namensanteil (im Beispiel My.Configurable) gesucht, andernfalls relativ zum vollen Namen.

Zuweisen von Properties mit @MCRProperty

Falls die Klasse MyConfigurableClass zusätzliche Konfigurationswerte benötigt, so können Felder oder Methoden mit der Annotation @MCRProperty versehen werden. Annotierte Felder muss öffentlich und vom Typ String oder Map<String, String> sein. Annotierte Methoden muss öffentlich sein und einen einzigen Parameter vom Typ String oder Map<String, String> nehmen.

Die Annotation hat folgende Konfigurationsmöglichkeiten:

  • Das notwendige Attribut mame gibt den Namen des zugehörigen Properties an, sofern das annotierte Feld bzw. die annotierte Methode den Typ String nutzt. Genau dann, wenn das annotierte Feld bzw. die annotierte Methode den Typ Map<String, String> nutzt, muss hier der besondere Wert * angegeben werden. In diesem Fall wird statt einem einzelnen Property eine Map mit allen unterhalb des gewählten Konfigurationsnamens vorhandenen Properties bereitgestellt.
  • Das optionale Attribut required gibt an, ob ein entsprechendes Property vorhanden sein muss. Der Standardwert ist true. Wenn false gewählt wird und kein entsprechendes Property vorhanden ist, wird der (z.B. im Konstruktor gesetzte) vorhandene Wert des annotierten Feldes nicht auf null gesetzt. Eine annotierte Methode wird in diesem Fall nicht aufgerufen. Wird eine annotierte Methode aufgerufen, so ist der übergebene Wert niemals null.
  • Das optionale Attribut absolute gibt an, ob der unter name angegeben Wert absolute (und nicht relativ zum Konfigurationsnamen) aufgefasst werden soll.
  • Das optionale Attribut defaultName gibt den absolut aufgefassten Namen eines Standardproperties an, dass verwendet werden soll, wenn das eigentliche Property nicht vorhanden ist. Dieses Standardproperty muss auf jeden Fall konfiguriert sein. Dieses Vorgehen ist hart kodierten Standardwerten vorzuziehen.
  • Das optionale Attribut order gibt die Reihenfolge an, in der die annotierten Felder gesetzt bzw. die annotierten Methoden aufgerufen werden, wobei niedrigere bevorzugt werden. Der Standardwert ist 0. Haben z.B. mehrere annotierte Methoden denselben Wert, so wird keine Reihenfolge garantiert.

Java-Code in der Klasse MyConfigurableClass (Auszug):

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@MCRProperty(name = "Foo", required = false)
public String foo = "default";

@MCRProperty(name = "*")
public Map<String, String> map;

private Integer number;

@MCRProperty(name = "MCR.InterestingNumber.Local", absolute=true, defaultName="MCR.InterestingNumber.Global")
public void setNumber(String number){
    this.foo = Integer.parseInt(number);
}

Eine passende Konfiguration könnte beispielsweise so aussehen:

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MCR.Configurable.Class=my.configurable.MyConfigurableClass
MCR.Configurable.Foo=custom
MCR.Configurable.Bar=baz
# MCR.InterestingNumber.Local=23
MCR.InterestingNumber.Global=42

In diesem Beispiel bekommt das Feld foo den Wert custom aus dem Property MCR.Configurable.Foo. Der vordefiniert Wert default wird überschrieben. Das Feld map bekommt eine Map mit den Einträgen Foo=custom und Bar=baz. Die Methode setNumber wird mit dem Wert 42 aus dem Standardproperty MCR.InterestingNumber.Global aufgerufen. Wäre das Property MCR.InterestingNumber.Local nicht auskommentiert, so würde die Methode mit dessen Wert 23 aufgerufen werden.

Geschachtelte Instanzen mit @MCRInstance

Falls die Klasse MyConfigurableClass statt einfachen Konfigurationswerten komplexere Objekte benötigt, so können Felder oder Methoden mit der Annotation @MCRInstance versehen werden. Annotierte Felder müssen öffentlich und von einem Typ sein, der zuweisungskompatibel zu dem im Attribut valueClass der Annotation angegebenen Klasse sein muss. Annotierte Methoden müssen öffentlich sein und einen einzigen Parameter von einem solchen Typ nehmen.

Die Annotation hat folgende Konfigurationsmöglichkeiten:

  • Das notwendige Attribut mame gibt den Namen des zugehörigen Properties an. In diesem muss die zu instanziierende Klasse mit ihrem vollqualifizierten Klassennamen benennen. Endet der gewählte ursprünglich Konfigurationsname (wie in diesem Beispiel) auf .Class oder .class, so wird diese Endung übernommen.
  • Das notwendige Attribut valueClass benennt die Klasse, zu der die in name benannte Klasse zuweisungskompatibel sein muss. Dass annotierte Feld bzw. der Parameter der annotierten Methode muss ebenfalls diesen Typ haben.
  • Das optionale Attribut required gibt an, ob ein entsprechendes Property vorhanden sein muss. Der Standardwert ist true. Wenn false gewählt wird und kein entsprechendes Property vorhanden ist, wird der (z.B. im Konstruktor gesetzte) vorhandene Wert des annotierten Feldes nicht auf null gesetzt. Eine annotierte Methode wird in diesem Fall nicht aufgerufen. Wird eine annotierte Methode aufgerufen, so ist der übergebene Wert niemals null.
  • Das optionale Attribut order gibt die Reihenfolge an, in der die annotierten Felder gesetzt bzw. die annotierten Methoden aufgerufen werden, wobei niedrigere bevorzugt werden. Der Standardwert ist 0. Haben z.B. mehrere annotierte Methoden denselben Wert, so wird keine Reihenfolge garantiert.

Java-Code in der Klasse MyConfigurableClass (Auszug):

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@MCRProperty(name = "Foo")
public String foo;

@MCRInstance(name = "Nested1", valueClass=MyConfigurableClass.class, required=false)
public MyConfigurableClass nested1;

@MCRInstance(name = "Nested2", valueClass=MyConfigurableClass.class, required=false)
public MyConfigurableClass nested2;

Eine passende Konfiguration könnte beispielsweise so aussehen:

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MCR.Configurable.Class=my.configurable.MyConfigurableClass
MCR.Configurable.Foo=foo
MCR.Configurable.Nested1.Class=my.configurable.MyConfigurableClass
MCR.Configurable.Nested1.Foo=bar
MCR.Configurable.Nested2.Class=my.configurable.MyConfigurableClass
MCR.Configurable.Nested2.Foo=baz

In diesem Beispiel bekommt das Feld foo den Wert foo aus dem Property MCR.Configurable.Foo. Zudem werden zwei weitere Instanzen der Klasse MyConfigurableClass erzeugt und den Feldern nested1 und nested2 zugewiesen. Dem Feld foo dieser geschachtelten Instanzen wird der Wert bar bzw. der Wert baz zugewiesen.

Mehrere geschachtelte Instanzen mit @MCRInstanceMap oder @MCRInstanceList

Falls die Klasse MyConfigurableClass statt mehrere statt einzelnen komplexere Objekte benötigt, so können Felder oder Methoden mit der Annotation @MCRInstanceMap oder @MCRInstanceList versehen werden. Annotierte Felder müssen öffentlich und vom Typ Map<String, X> bzw. List<X> sein, wobei X zuweisungskompatibel zu dem im Attribut valueClass der Annotation angegebenen Klasse sein muss. Annotierte Methoden müssen öffentlich sein und einen einzigen Parameter von einem solchen Typ nehmen.

Die Annotationen haben dieselben Konfigurationsmöglichkeiten wie @MCRInstance. Das Attribute name ist jedoch optional und gibt nur einen Prefix für die zu beachtenden Properties an. Wird kein Wert angegeben, so werden alle Properties behandelt.

Alle behandelten Properties werden ausgewertet und zur Erzeugung geschachtelter Instanzen herangezogen. Der führende Namensanteil (abzüglich dem ggf. im Attribut name angegebenen Prefix) wird im Falle von @MCRInstanceMap als Schlüssel für die gebildete Map und im Falle von @MCRInstanceList (als Zahlenwert interpretiert) für die Reihenfolge der gebildeten List verwendet. Endet der gewählte ursprünglich Konfigurationsname (wie in diesem Beispiel) auf .Class oder .class, so wird diese Endung übernommen.

Java-Code in der Klasse MyConfigurableClass (Auszug):

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@MCRInstanceMap(name = "NestedMap", valueClass=Nested.class)
public Map<String, Nested> nestedMap;

@MCRInstanceList(name = "NestedList", valueClass=Nested.class)
public List<Nested> nestedList;

Eine passende Konfiguration könnte beispielsweise so aussehen:

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MCR.Configurable.Class=my.configurable.MyConfigurableClass
MCR.Configurable.NestedMap.foo.Class=my.configurable.MyNestedClassA
MCR.Configurable.NestedMap.foo.ConfigValue1=...
MCR.Configurable.NestedMap.foo.ConfigValue2=...
MCR.Configurable.NestedMap.bar.Class=my.configurable.MyNestedClassB
MCR.Configurable.NestedMap.bar.ConfigValue1=...
MCR.Configurable.NestedMap.bar.ConfigValue2=...
MCR.Configurable.NestedList.100.Class=my.configurable.MyNestedClassC
MCR.Configurable.NestedList.100.ConfigValue1=...
MCR.Configurable.NestedList.100.ConfigValue2=...
MCR.Configurable.NestedList.200.Class=my.configurable.MyNestedClassD
MCR.Configurable.NestedList.200.ConfigValue1=...
MCR.Configurable.NestedList.200.ConfigValue2=...

In diesem Beispiel ist Nested ein Interface oder eine (ggf. abstrakte) Basisklasse. Das Feld nestedMap bekommt als Wert eine Map mit zwei Einträge mit Schlüsseln foo und bar. Die Werte dieser Einträge sind Instanzen der Klassen MyNestedClassA bzw. MyNestedClassB. Das Feld nestedList bekommt als Wert eine List mit ebenfalls zwei Einträge. Die Werte dieser Einträge sind Instanzen der Klassen MyNestedClassC bzw. MyNestedClassD. Alle vier erzeugte Instanzen wurden mit weiteren Konfigurationswerten konfiguriert.

Auf das Attribut name der Annotation verzichtet werden. In diesem Fall entfällt der entsprechende Namensbestandteil in den Properties. Allerdings kann die Klasse keine weiteren Konfigurationswerte bekommen, da alle vorhandenen Properties für die Einträge der Map bzw. List verwendet werden.

Java-Code in der Klasse MyConfigurableClass (Auszug):

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@MCRInstanceMap(valueClass=Nested.class)
public Map<String, Nested> nestedMap;

Eine passende Konfiguration könnte beispielsweise so aussehen:

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MCR.Configurable.Class=my.configurable.MyConfigurableClass
MCR.Configurable.foo.Class=my.configurable.MyNestedClassA
MCR.Configurable.foo.ConfigValue1=...
MCR.Configurable.foo.ConfigValue2=...
MCR.Configurable.bar.Class=my.configurable.MyNestedClassB
MCR.Configurable.bar.ConfigValue1=...
MCR.Configurable.bar.ConfigValue2=...

Das Feld nestedMap bekommt als Wert eine Map mit zwei Einträge mit Schlüsseln foo und bar. Die Werte dieser Einträge sind Instanzen der Klassen MyNestedClassA bzw. MyNestedClassB.

Abschließende Initialisierung mit @MCRPostConstruction

Da man Felder eines Objektes nicht zuweisen kann bevor der Konstruktor aufgerufen wurde, man jedoch für die Initialisierung möglicherweise die zugewiesenen Felder benötigt, gibt es die Möglichkeit weitere Methoden nach der Initialisierung aufrufen zu lassen. Dazu muss die Methode public sein, entweder keinen oder genau einen Parameter vom Typ String nehmen und mit @MCRPostConstruction annotiert sein. Die Annotation hat ein optionale Attribut order das analog zum gleichnamigen Attribut von @MCRProperty funktioniert.

Java-Code in der Klasse MyConfigurableClass (Auszug):

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@MCRPostConstruction
public void init(String property) {
  assert this.foo!=null;
} 

Falls die Methode einen Parameter nimmt, so wird der Konfigurationsnamen übergeben. Im Beispiel also MCR.Configurable.Class.

Initialisierungsreihenfolge

Die Reihenfolge der Initialisierung ist:

  1. Aufrufen des Konstruktors
  2. Zuweisung der mit @MCRProperty, @MCRInstance, etc. annotierten Felder (in aufsteigenden order-Reihenfolge)
  3. Aufrufen der mit @MCRProperty, @MCRInstance, etc. annotierten Methoden (in aufsteigenden order-Reihenfolge)
  4. Aufrufen der mit @MCRPostConstruction annotierten Methode (in aufsteigenden order-Reihenfolge)

Stellvertretende Initialisierung mit @MCRConfigurationProxy

In Situationen in denen die oben beschriebene Anforderung (dass eine zu konfigurierende Klasse einen öffentlichen, parameterlosen Konstruktor oder eine qualifizierte Factory-Methode haben muss) nicht umsetzbar ist oder eine derartige Umsetzung anderen Design-Entscheidungen (z.B. Kapselung, Immutability) entgegen spricht, oder die Klasse allgemein vom Konfigurationsmechanismus entkoppelt werden soll, so kann die zu instanziierende Klasse mit MCRConfigurationProxy annotiert werden. Diese Annotation hat ein Attribut proxyClass das eine Klasse benennt, die stattdessen mit dem hier beschriebenen Mechanismus konfiguriert und anschließend verwendet wird, um eine Instanz der eigentlich zu instanziierende Klasse zu erlangen. Hierzu muss diese Klasse das Interface Supplier<X> implementieren, wobei X die eigentlich zu instanziierende Klasse ist.

Java-Code in der Klasse MyConfigurableClass:

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@MCRConfigurationProxy(proxyClass = MyConfigurableClass.Factory.class)
public final class MyConfigurableClass {

    private final int value;

    public MyConfigurableClass(int value) {
        this.value = value;
    }

    public int value() {
        return value;
    }

    public static class Factory implements Supplier<MyConfigurableClass> {

        @MCRProperty(name = "Value")
        public String value;

        public MyConfigurableClass get() {
            return new MyConfigurableClass(Integer.parseInt(this.value));
        }

    }

}